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Konzertberichte über Auftritte verschiedener Künstler in Deutschland

1.

Günzhalle an beiden Tagen gut besucht
Viele internationale Fans beim Kötzer Country Festival
Von Friedrich Hog 

Am Freitag und Samstag, 27. und 28. Mai 2005, fand in der Günzhalle Großkötz das 22. Internationale Kötzer Country Festival statt. Das Publikum war zahlreich aus Holland, der Schweiz, Österreich und ganz Deutschland, z.B. Frankfurt oder Hamburg, nach Kötz gekommen, um beim Festival der Country & Western Friends Kötz dabei zu sein. Trotz sehr heißer Witterung war die Günzhalle an beiden Tagen gut besucht, das kompetent ausgewählte Musikangebot und die wunderschön dekorierte Halle wurden vom Publikum gerne angenommen. Ob vornehmlich Tänzer oder in erster Linie Konzertbesucher, alle konnten dem Festival offensichtlich viel Freude abgewinnen.

Das Kötzer Country Festival fiel auf das erste sonnige und heiße Wochenende des Jahres. Dennoch waren viele Freunde guter Live-Musik nach Kötz gekommen, um mit den Country & Western Friends gemeinsam zum Teil internationale Freundschaften zu pflegen, einfach zu entspannen und in jedem Fall das kompetent zusammengestellte Musikprogramm zu genießen, auf dem wie immer das Hauptaugenmerk lag. Dieses begann am Freitag gegen 19.45 Uhr mit den „Traveling Bones“, einer Band aus der näheren Umgebung, die gekonnt die Hits der Country Szene der jüngsten Vergangenheit auf die Bühne zauberte. Aus Holland waren die „Bluegrass Boogiemen“ angereist, fünf virtuose Musiker, deren Auftritt musikalisch und auch vom Ambiente her keine Wünsche offen ließ. Stilecht gekleidet durchdrangen sie die Musikgeschichte, um gezielt im in den 40-er Jahren neu entwickelten Bluegrass-Stil zu landen. Die frühen Jahre dieser akustischen Stilrichtung der Country Music mit Mandoline, Fiddle und Banjo wurden zur großen Freude des Publikums authentisch in Szene gesetzt. Die Late Night Show am Freitag kam von den „Lennerockers“, einem energiegeladenen Quintett, die wie keine andere europäische Band den Rockabilly-Sound aus den Südstaaten auf die Bühne zaubert, dass einem das Herz dabei aufgeht. Piano und Bass werden gespielt und beturnt, das erinnert an Bill Haley, Elvis Presley, Buddy Holly, Chuck Berry, Jerry Lee Lewis und all die anderen Größen, die die Hillbilly Musik mit dem Rhythm’n’Blues der Farbigen vor über 50 Jahren kombiniert haben, was zur größten Revolution der populären Musik des 20. Jahrhunderts geführt hatte. Im Rahmen der Ulmer Kulturnacht kann man übrigens die Lennerockers am 17. September ab 20 Uhr in der Stadtbücherei Neu-Ulm hautnah erleben.  

Am Samstag gaben die Sweet Lake Country Dancers aus Holland in Kötz ab 16 Uhr eine Einführung in den Line-Dance. Ihre Vorführungen sind immer etwas für’s Auge, auch die „Can Can Girls“, die in einer der Pausen ihren Auftritt hatten. Ab 17 Uhr gab’s im sich rasch füllenden Saal Musik aus Holland mit der Band „Savannah“, die modern und energiegeladen Hits von Don Williams und anderen Stars interpretierten. Mit den holländischen „Hillbilly Boogiemen“ ging’s zurück in die 40-er bis 60-er Jahre. Bei angenehmer Lautstärke konnte man die Entwicklung vom Hillbilly zum Rockabilly und Country Sound der 60-er Jahre nachvollziehen, dargebracht mit großer Spielfreude und höchster musikalischer Kompetenz. Man fühlte sich in die Zeit zurückversetzt, in der die Entwicklung zur heutigen Country- und Rockmusik in den Anfängen steckte, quasi das musikalische Bindeglied von Lennerockers zu Bluegrass Boogiemen. Cor Sanne hatte bei drei Liedern einen Gastauftritt.  

In einer der Pausen stellten die Country & Western Friends Kötz den deutschen Country Pionier Walter Fuchs vor, der soeben im Heel-Verlag „das neue große Buch der Country Music“ veröffentlicht hat. Das Buch wurde vom Autor signiert, es informiert umfassend und spannend dargestellt über die Geschichte und Stilrichtungen der Country Music und deren wichtigste Vertreter. Rund 500 herrliche Fotos gestalten das Buch auch optisch äußerst lebendig.  

Um 21 Uhr kam mit dem amerikanischen Star Billy Yates ein absoluter Höhepunkt unter Höhepunkten auf die Bühne. Mit seiner angenehmen kräftigen Baritonstimme fesselte er das Publikum komplett. Mit Begeisterung wurden seine Lieder wie „Anywhere But Nashville“ oder „Choices“ aufgenommen, die Bandbreite reichte von traditionellem Country bis zur aussagekräftigen Ballade. Einige neue Titel sang Billy Yates nur zu eigener Gitarrenbegleitung. Billy Yates ist eine echte Entdeckung in Süddeutschland, in den USA hat er bereits fünf großartige CD’s auf den Markt gebracht und die größten Stars der Szene mit seinen Liedern bestückt, u.a. die lebende Legende George Jones mit dem Hit „I Don’t Need Your Rockin‘ Chair“, der natürlich in Kötz nicht fehlen durfte.  

Die Begeisterung über Billy Yates nahm kein Ende und als Kim Carson die Bühne betrat, änderte sich hieran nichts. Mit ihrer heißen Band spielte sie eigene Lieder und bekannte Hits anderer in bunter Abmischung. „Honky Tonk Music at its best“, würde der Kenner sagen, das Publikum hatte bis weit nach Mitternacht mächtig Spaß mit Kim Carson & Buffalo Speedway aus Texas bzw. Louisiana. Die schön dekorierte Halle, geschmackvoll eingerichtete Verkaufsstände, kostenlose Campingmöglichkeit, und die ungezwungenen Gespräche mit Freunden und Bekannten werden den Fans in bester Erinnerung bleiben und man darf sich jetzt schon auf die Fortsetzung 2006 freuen. Vorher haben die Country & Western Friends bereits am 15. Juni Tom Russell & Andrew Hardin (USA) in den Pfleghofsaal Langenau eingeladen und am 09. Juli kommen mit Karen Lynne & Acoustic Shock erstmals hochkarätige Musiker aus Australien zu den Country Friends Kötz, ebenfalls in den Pfleghofsaal Langenau. Diese beiden Konzerte werden sicherlich zu den musikalischen Höhepunkten des Jahres im süddeutschen Raum avancieren.


2.

Old Time Music im neuen Stil
“Still On The Hill” gastierten im Rokokosaal des Heimatmuseums Günzburg
Von Eberhard Finke

Einen Kunstgenuss eigener Art bot am Sonntagnachmittag das US-Duo “Still On The Hill“, bestehend aus Donna Henschell und Kelly Mullohan aus den Ozark Mountains im Staat Arkansas, und der ehrwürdige Rokokosaal bot einen ungewohnten, aber würdigen Rahmen für ihre Musik. Mit „Old Time Music“ umschreibt man die Stile der Volksmusik, die um 1920 in den USA populär waren und die die Grundlage für die spätere Country Music bildeten, und sie sind heute noch eine lebendige Quelle für das Musikgeschehen.
„Still On The Hill“ steht einerseits durchaus in dieser Tradition, spielt die Instrumente von damals, Donna die Geige, Kelly Gitarre, Banjo, Mandoline, andererseits pflegen sie nicht einfach das Repertoire von damals, sondern erweitern es um eigene Lieder. Dabei geht es um Menschen aus ihrer Umgebung, einfache Leute, um verpasste Kinderspiele und die Midlife Crisis, die musikalisch bewältigt wird. Aktuelle Ereignisse wie die Präsidentenwahl in den USA, auch Umweltschutz und Minderheitenprobleme werden kritisch kommentiert, ohne dass man das Paar als ausgesprochene Protestsänger einordnen müsste. Äußerlich wirken sie freilich wie verspätete Hippies. Sie vertonen Gedichte von Indianern, Afroamerikanern, Eskimos und auch weißen „Beatniks“ der 60er Jahre und zeigen sich somit den Sorgen der Gegenwart aufgeschlossen: Old Time Music ist kein Weltfluchthobby. Dabei agieren sie sehr munter auf der Bühne, Donna flitzt mit ihrer Geige wie ein Wirbelwind über die Bühne und kommentiert die Lieder stumm mit eindringlichen Bewegungen, Kelly wechselt sein Instrument von Lied zu Lied, so dass keinerlei Langeweile aufkommt. Und sie spielen auf hohem Niveau, beherrschen ihre Instrumente und können auch singen, schade nur, dass Donna erkältet war und ihre Stimme schonen musste. Sie erklären auch ihre Lieder, wo es ihnen nötig scheint, und sie finden leicht Kontakt zum Publikum.
50 Leute etwa waren der Einladung der Country & Western Friends Koetz e.V. gefolgt, darunter viele neue Gesichter, die das Gebotene genossen und beklatschen, und sie kommen hoffentlich wieder zur „Country Christmas“ der Country Friends am 11. Dezember um 20.00 Uhr im Schützenheim Leipheim mit der Formation Backroad & Friends. Karten für die „Country-Weihnacht“ sind beim Kartenservice der Günzburger Zeitung und im Schützenhaus Leipheim im Vorverkauf erhältlich!