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Die große Nacht der Country Music:
CMA AWARDS 2004
Bericht und Bilder von Ulrich Rechau

Am 09.November 2004 fand in Nashville/Tn die 38. Verleihung der CMA-Awards statt. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren war Vince Gill als Gastgeber und Moderator nicht auf der Bühne. Abgelöst wurde er durch das Duo Brooks & Dunn. Kix Brooks und Ronnie Dunn führten charmant und gekonnt durch das Programm. 

Gleich vorab: Die Überraschung des Abends war Kenny Chesney. Er wurde von den Mitgliedern der CMA (Country Music Association) zum “Entertainer des Jahres“ gewählt. Er ließ die bewährten Konkurrenten Alan Jackson, Brooks & Dunn, Toby Keith und Tim McGraw hinter sich. Gleichzeitig bekam Kenny für seine CD “When The Sun Goes Down“ den Award “Album des Jahres“ verliehen. Da mußte selbst das sensationelle Album “Redneck Woman“ von Gretchen Wilson zurückstehen. Ein sichtlich bewegter Kenny Chesney zum Publikum: “Ich bin stolz, ein Countrysänger zu sein. Ich habe zwölf Jahre daran gearbeitet.“ Die Auszeichnung zum Entertainer des Jahres ist gerechtfertigt, denn Kenny Chesney hat 2004 die meisten Konzertkarten verkauft. Nur R&B-Star Prince hatte mehr Besucher. Sänger Gary LeVox von der Gruppe Rascall Flatts später dazu: “Kenny hat das zweifellos verdient.“ 

Der zweite Abräumer des Abends war Tim McGraw. Sein Erfolgstitel “Live Like You Where Dying“ wurde “Single des Jahres“ und “Song des Jahres“. Der letztere Preis ging an die Autoren Tim Nichols und Craig Wiseman. Tim McGraw dazu: “Ich hörte dieses Lied zum ersten mal als mein Vater schwer krank war. Zwei Wochen nach dem Tod meines Vaters nahm ich den Titel auf. Bei der Aufnahme im Studio spürten wir, daß dieses Lied etwas besonders ist. Ich rechnete mir Chancen für den Preis ’Song des Jahres’ aus. Bei der ’Single des Jahres’ glaubte ich fest an Gretchen Wilson’s ’Redneck Woman’. Das war ein regelrechter Senkrechtstarter. Sie hätte es verdient.“ 

“Sängerin des Jahres“ wurde zum vierten Mal Martina McBride, was keine allzu große Überraschung war. Martina holte Reba McEntire ein, die ebenfalls viermal “Sängerin des Jahres“ wurde. Anders war die Situation bei der Wahl des “Sänger des Jahres“. Die Auszeichnung ging an Keith Urban. Da waren selbst Experten erstaunt, weil in dieser Kategorie Kenny Chesney, Alan Jackson, Toby Keith und George Strait nominiert waren. Mit Tränen in den Augen bedankte sich Keith Urban beim Publikum: “Ich kann es nicht glauben, und danke es euch allen sehr. Ich dachte mit Erreichen des Finales wäre für mich Schluss gewesen.“ Im Presseraum sagte Keith Urban den Journalisten, daß er niemals daran gedacht hätte einen CMA-Award zu bekommen.“ 

Fast erwartungsgemäß ging der “Horizon Award“ an Gretchen Wilson. Damit mußte sie sich begnügen, obwohl sie der heimliche Favorit des Abends war. In vier Kategorien stand sie zur Wahl: “Redneck Woman“ als “Single und Song des Jahres“, als “Album des Jahres“ und den letztlich errungenen “Horizon Award“. Der Verlierer der diesjährigen Preisverleihung war Alan Jackson. Er war siebenmal nominiert und ging leer aus. 

Die “Gruppe des Jahres“ wurde zum zweiten Mal in Folge Rascall Flatts. Zugleich war es der dritte Award für Joe Don Rooney, Jay DeMarcus und Gary LeVox, die im Jahre 2002 den “Horizon Award“ bekamen. Rascall Flatts ließen die Konkurrenten Alabama, Diamond Rio, Lonestar und Trick Pony hinter sich. 

“Im Westen nichts Neues“ hieß es bei der Wahl zum “Duo des Jahres“, daß zum zwölften Mal Brooks & Dunn wurde. Die Serie begann 1992 und wurde im Jahre 2000 von Montgomery Gentry einmal unterbrochen. Ähnlich erfolgreich waren die Statler Brothers, die neunmal “Gruppe des Jahres“ wurden. Zu erwähnen wäre, daß Chet Atkins auch neunmal gewann, nämlich als “Musiker des Jahres“. Dieser wurde in diesem Jahr der Gitarrist Dann Huff. Schön wäre es, wenn auch einmal ein Pedal-Steeler gewählt würde. 

Brad Paisley und Alison Krauss konnten für das Lied “Whiskey Lullaby“ gleich zwei Awards in Empfang nehmen. Zum einen gab es die Auszeichnung “Musical Event Of The Year“, zum anderen für das “Video des Jahres“. Der Videoaward wurde auch dem Regisseur Rick Schroder überreicht. Für Rick war es der erste CMA-Award. Brad Paisley in der Dankesrede: “Rick Schroder machte mit dem Video eine phantastische Arbeit.“ Alison Krauss dazu: “Es war, als hätten wir einen Kinofilm gedreht.“ Später mußte Brad Paisley die Rundfunkmoderatoren zum Einsatz der gleichnamigen Single überzeugen. Der Erfolg gab ihm Recht. 

Die neuen Mitglieder der “Country Music Hall Of Fame“ heißen Kris Kristofferson und Jim Foglesong. Letzterer ist ein früherer Chef der Musikindustrie, der maßgeblich an der Karriere von Garth Brooks, Reba McEntire, Barbara Mandrell und anderen beteiligt war. In der Dankesrede sagte Jim: “Es ist eine große Ehre für mich. Ich bin sprachlos.“ Jim Foglesong ist heute 82 Jahre alt. 

Kris Kristofferson gilt als einer der großen Autoren. Zahlreiche Countrykünstler nahmen seine Titel auf. Als größten Hit schrieb Kris “Me And Bobby McGhee“, der durch Janis Joplin zu einem Popklassiker wurde. Weitere berühmte Hits aus Kristofferson´s Feder waren “Sunday Morning Comin’ Down“, “For The Good Times“ und “Help Me Make It Through The Night”. In den achtziger Jahren war er Mitglied der “Highwaymen” (Johnny Cash, Waylon Jennings, Willie Nelson und Kris Kristofferson). Auch als Schauspieler hatte Kris Kristofferson großen Erfolg, zum Beispiel im Kinoklassiker “Convoy“. Als er sich beim Publikum bedankte, würdigte Kris June Carter und Johnny Cash, die beide wesentlich zu seiner Karriere beitrugen und gute Freunde waren. Abschließend soll noch erwähnt werden, daß Dolly Parton den “International Achievement Award“ verliehen bekam. Dieser Preis würdigt die Verdienste eines Countrystars außerhalb Nordamerikas.

  Das waren die CMA-Awards 2004. Im kommenden Jahr findet die Preisverleihung ausnahmsweise in New York statt. Ab 2006 ist wieder alles beim alten in Nashville. Ob dieser Versuch beim Countryfan ankommt, ist fraglich. Warten wir es ab, bis es wieder heißt: “And the winner is…….!“ 
 

DIE CMA-AWARDS IM ÜBERBLICK: 
Entertainer des Jahres:              Kenny Chesney
Sängerin des Jahres:                 Martina McBride
Sänger des Jahres:                   Keith Urban
Gruppe des Jahres:                   Rascall Flatts

Duo des Jahres:                        Brooks & Dunn
“Horizon Award“:                       Gretchen Wilson
Single des Jahres:                    “Live Like You Were Dying“ (Tim McGraw)
Song des Jahres:                      “Live Like You Were Dying“ (Tim Nichols / Craig Wiseman)
Album des Jahres:                    “When The Sun Goes Down“ (Kenny Chesney)

Video des Jahres:                     “Whiskey Lullaby“ (Brad Paisley / Alison Krauss / Rick Schroder)

“Vocal Event“                            ”Whiskey Lullaby“ (Brad Paisley / Alison Krauss)

Musiker des Jahres:                  Dann Huff (Gitarre)

“International Achievement Award“          Dolly Parton 

© 2004, Photos by Ulrich Rechau