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Toby Keith – Honkytonk University
Von Tobias Brockly
 

Nachdem Toby Keith uns auf seinem vorigen Album „Shock´n y´all“ mit seltsamen Protestsongs wie dem „Taliban Song“ wahrlich geschockt hat, kehrt er auf seiner neuen CD wieder zu seinen Wurzeln zurück. Erschien der Vorgänger noch durchtränkt von so einigen musikalischen wie auch textlichen Ausrutschern, so wirkt das neue Album doch sehr viel durchdachter und vor allem traditionsgebundener.  

Das Album eröffnet mit „Honkytonk U“, der ersten Singleauskopplung, die bei vielen Fans  nicht ganz so gut ankam wie seine vorigen Hits. Grund dafür ist vermutlich die musikalische Kursänderung, durch die man sich schon ernsthaft Sorgen machen musste, dass das Album auch so klingen würde. Zum Glück tut es das nicht. Mit „As good as I once was“ dem zweiten Song auf dem Album und auch der zweiten Singleauskopplung, hört man einen Toby Keith, wie man ihn schon seit vielen Jahren kennt. Dieser Song passt genau in das Melodieschema, das Toby schon seit Jahren verfolgt. Überraschenderweise scheint dieses Melodieschema aber noch lange nicht ausgereizt zu sein. Der Song klingt frisch, und schreit geradezu danach ein Erfolg in den Charts zu werden. 

Ein Duett mit einem der ganz Großen enthält das Album ebenfalls. Nachdem Toby ja schon mit Willie Nelson im Duett gesungen hat, darf er seine Stimme jetzt in Konkurrenz zu Merle Haggard setzen. „She ain´t hooked on me no more“ verwirrt mit einem anfangs leicht ungwohnten Melodiebogen, der dann aber doch sehr schnell zur Gewohnheit wird. Es ist sicherlich nicht ausgeschlossen, dass dieser Song als dritte Single ausgekoppelt wird. Gerade deshalb, weil Toby Keith sehr gerne die potenziellen Hits an den Anfang seiner CDs setzt. Mit den beiden Songs „Big blue note“ und „Just the guy to do it“ versprüht Toby Keith ein wohlig warmes Sommerfeeling. Nach diesen beiden sehr freundlichen Songs im „Easy going“-Stil lässt der Bad Boy der Countrymusic endlich auch wieder den Bad Boy raushängen, und rockt mit „She left me“ was die Saiten und die Verstärker hergeben. Sehr einprägsam ist das Intro von „Knock yourself out“, das mit diesem Gitarrenpart seltsam vertraut erscheint. Irgendwo hat man das schon mal gehört… Der Song überzeugt auch sonst durch eine sehr kraftvolle Hookline, die sich schnell in den Gehörgängen festsetzt.  

Bei „You ain´t leavin´ (thank god are ya)“ hat Toby Keith so richtig viel Spaß, und das hört man auch. Hier springt der Funke direkt während des ersten Hörens über. Die Idee mit dem spontanen Taktwechsel ist zwar alles andere als neu, kommt aber trotzdem immer wieder gut. Daran ändert auch nichts, dass dieses merkwürdige Verwirrspiel, das Toby hier mit dem Hörer treibt, nur von kurzer Dauer ist. 

Die letzten vier Titel des Albums sind eher ruhigerer Natur. “I got it bad” und “Your smile” stechen nicht sonderlich aus der Masse hervor. Dafür gehören aber „Where you gonna go“ mit seinem leicht treibenden Rhythmus und „You caught me at a bad time“ zu den intensivsten Balladen, die Toby Keith seit langem präsentiert. Wenn sich seine Stimme bei der Zeile „A love like yours is hard to find, but you caught me at a bad time“ scheinbar am Rande des Zusammenbruchs befindet, da leidet man einfach automatisch mit.  

Fazit: Ehrlich gesagt hätte man so ein Album nicht erwartet von Toby Keith. Nicht nachdem was er uns auf „Shock´n y´all“ geboten hat. Die „Honkytonk university“ führt ihn scheinbar zurück zu seinen Wurzeln, und vereint den neuen, rockigen Toby mit den alten Countrytraditionen, wie man sie in letzter Zeit immer seltener hört.

Das gibt von mir glatte 4 von 5 Sternen!


Toby Keith - Honkytonk University
(Dreamworks Nashville 430002) veröffentlicht am 17. 5. 2005
Honkytonk U - As Good as I Once Was - She Ain't Hooked on Me No More - Big Blue Note - Just the Guy to Do It - She Left Me - Knock Yourself Out - You Ain't Leavin' (Thank God Are Ya) - I Got It Bad - Your Smile - Where You Gonna Go - You Caught Me at a Bad Time