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13. Februar 2003: Heute vor einem Jahr starb Waylon Jennings
Waylon & The Waymore Blues Band: Never Say Die
CD-Besprechung von Hauke Strübing

Waylon Jennings starb am 13. Februar 2002Zugegeben: Live-Mitschnitte sind nicht so mein Fall. Zum einen haben sie nicht die große Bedeutung, weil man in unseren Breiten zu wenig Live-Auftritte miterleben kann, die dann als Bindung zur angebotenen Musik auf einer CD dienen könnte. Also wendet man sich ganz dem zu, was man in perfekter Studioqualität (ohne Beifall und ohne teils aussageschwachen Zwischenansagen) ohnehin im Schrank stehen hat. Natürlich kann man hier auch gegenteiliger Ansicht sein. Das Dumme daran - egal wie man nun zu Live-Mitschnitten steht -war und ist: Man weiß nie, wann so eine Live-Platte einmal an Bedeutung gewinnt. Solch ein Gewinn, den ich meine, ist jener Konzertmitschnitt von Don Williams Auftritt in der Carnegie Hall zu New York am 17. Mai 1977, bei dem er - für jeden heute noch nachvollziehbar - verkehrte Welt spielte und sich auf der Bühne anhörte, wie sein Publikum "You´re My Best Friend" sang. Etwas - das wissen wir inzwischen - bis heute als Programmpunkt seiner Shows beibehielt.

Auch eine Ausnahme dürften die Konzerte von Waylon Jennings am 5. und 6. Januar 2000 sein, aus denen der 14teilige Mitschnitt dieser CD stammt. Vielleicht - wer weiß es schon - waren es seine letzten Konzerte, die zu seinen Lebzeiten mitgeschnitten wurden. Allein dieser Verdacht erhebt die am 10. Oktober 2000 veröffentlichte CD in die Klasse des Besonderen ( wie übrigens auch ein etwas dubioser Mitschnitt des wohl letzten Konzerts von Johnny Cash in Deutschland am 10. April 1997, übrigens in hervorragender Qualität). Waylon Jennings singt sich auf der vorliegenden Lucky Dog-CD in 14 Aufnahmen quer durch seine Karriere - mit Schwerpunkt auf die Waylon Jennings, Nver Say Die, Cover der Live-CDMusik der letzten Jahre. Wie Enrico Caruso anno 1919 seine Verdi- und Puccini-Arien ins Ryman schmetterte, so hallte jetzt die baß-betonte Musik von Waylon Jennings von den Wänden und Fenstern der "alten Kirche" wider. Kräftig und mächtig, unterstützt von einer Bläsergruppe, die wir vorher gar nicht so wahrnahmen in seinen vorangegangenen Aufnahmen. Aufnahmen, deren Einfachheit im Arrangement uns seit Jahrzehnten begeisterte, erklingen jetzt durchorchestriert. Vielleicht aber wäre diesem etwas anderen Waylon Jennings gar nicht die Beachtung geschenkt worden, wenn.... ja, wenn!  Alle Lieder wie gesagt in neuen Arrangements, in den meisten ist die Bläsergruppe eingesetzt. Bläser in der Country Music? Nun gut. Irgendwo habe ich gelesen, was Waylon Jennings darauf geantwortet hätte: Hell yes, hoss.

John Anderson, Montgomery Gentry und Travis Tritt sowie Ehefrau Jessi Colter singen in einigen Aufnahmen mit Jennings gemeinsam. Nur einer fehlt: Willie Nelson.

Und das sind die Aufnahmen dieser Live-CD:
Closing In On The Fire / Waymore´s Blues (mit John Anderson) / Never Say Die / Medley: Amanda - A Couple More Years / Drift Away / Nothing Catches Jesus By Surprise / Good Hearted Woman / I´m Not Lisa (Jessi Colter) / Storms Never Last (mit Jessi Colter) / Never Been To Spain / (I´m A) Ramblin´ Man (mit Montgomery Gentry) / Goin´ Down Rockin´ / I´ve Always Been Crazy (mit Travis Tritt) / Can´t You See 
Sony Lucky Dog CK 63853

 

Aktueller Nachtrag zum Waylon Jennings-Beitrag

Dualtone Music wird eine weitere Waylon Jennings-Tribute-CD am 15. April 2003 veröffentlichen. U. a. singen Guy Clark, Norah Jones, Nanci Griffith, Allison Moorer, Carlene Carter, Kris Kristofferson, Robert Earl Keen und Henry Rollins Jennings-Lieder.

I´VE ALWAYS BEEN CRAZY: A TRIBUTE TO WAYLON JENNINGS heißt eine andere Tribute-CD, die bei RCA erscheint. Sowohl Waylon Jennings Witwe Jessi Colter wie auch der Sohn des Verstorbenen, Shooter Jennings (und dessen Band Stargunn), liefern Aufnahmen für das Album. "The Dream" heißt eine der letzten Aufnahmen, die Waylon Jennings gemacht hat. Ferner singen und spielen: Brooks & Dunn, Kenny Chesney mit Kid Rock, Sara Evans mit Deana Carter, Andy Griggs, Ben Harper, Metallica´s James Hetfield, Alison Krauss, John Mellencamp, die Gruppe Pinmonkey, Travis Tritt, Phil Vassar mit Rob Thomas, Hank Williams Jr. und Dwight Yoakam.