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Erinnerungen an Jimmy Driftwood
Ein Bildbeitrag von Hauke Strübing anläßlich seines 5. Todestages am 12. Juli 2003

Es war schon mein 2. Besuch in Mountain View, Arkansas. Dem 94er Trip folgte schnell im Mai 1995 der nächste. Ich war damals mit einer kleinen Gruppe von Hörern meiner Country-Sendung in Heilbronn in den USA unterwegs: Nashville – Missouri – Branson – Mountain View – Arkansas – Memphis. Auf dieser Tour erlebten wir eigentlich alles: das geschäftige Nashville, das Oldie-Paradies Branson und dann schließlich die ursprünglichste Form der  Country Music: Eigentlich überall an allen Ecken und Plätzen spielten Musiker auf, junge und alte: mit Fiddle, Gitarren, Banjos, Mandolinen. Der eine kam, der andere ging, um noch kurz die Kühe zu melken. Ein ewiges Kommen und Gehen. Die ursprüngliche Country-Herrlichkeit, wie sie einmal war zu Zeiten der Carter Family und Jimmie Rodgers. 

Jimmy Driftwood Barn in Mountain View, Arkansas. Bild: Hauke Strübing

Etwas abgesetzt vom großen Country-Trubel in „Downtown“-Mountain View dann das nächste Ereignis. Eigentlich galt der wirkliche Grund des Aufenthaltes in dem Flecken mit einigen Motels und einem Wal-Mart einem Mann, der mich Zeit meines Lebens irgendwie begleitete: AFN pflegte in seinen Sendungen Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre bekanntlich Sänger und Sängerinnen in einen Rang hochzujubeln, den ihnen die Country-Realität indes nicht zubilligte. Fragte man später mal nach Tommy Collins, Dave Rich, Skeets McDonald oder Jimmy Driftwood, dann hieß es nur nur: A-ja, von dem oder der haben wir auch schon mal etwas gehört. Jimmy Driftwood? Der schrieb doch die „Battle Of New Orleans“? Was, und das hat er auch selbst gesungen? Was Du nicht alles weißt. – AFN, wir danken Dir. 

Jimmy Driftwood Barn in Mountain View, Arkansas. Bild: Hauke Strübing Jimmy Driftwood Barn in Mountain View, Arkansas. Bild: Hauke Strübing

Also, dieser Jimmy Driftwood, mittlerweile schon in die Jahre gekommen, er residierte in Mountain View, Arkansas. Dort hatte er seine „Folk Hall Of Fame“, eine Scheune, in der nun Country Music der ursprünglichen Art gespielt und gesungen wurde. Veranstaltungen fanden zu bestimmten Zeiten an bestimmten Tagen statt, das mußte man wissen, und in der Zeit traf man ganz sicher auch ihn an: Jimmy Driftwood – immer in Begleitung seiner Ehefrau Cleda. Und wenn man Glück hatte, wie wir, dann traf man ihn schon morgens im Family Inn beim Breakfast. Ich stupste meine Nachbarn an: Guckt mal, da sitzt er. Wer? Na, Jimmy Driftwood mit Frau. Großes Erstaunen und Entsetzen. Unvorstellbar, dass man einfach so einer bekannten Größe der Musikgeschichte über den Weg laufen könnte. Ich tat dann etwas, was man eigentlich nie tut: In die Privatsphäre einer Persönlichkeit eindringen. In dem Fall mußte es einfach sein, weil es die Gelegenheit wohl nie wieder geben würde. Also ging ich hin zum Nachbartisch, stellte mich vor – und hatte den Kontakt, den ich für den Abend in der Scheune brauchte. 

Jimmy Driftwood im Mai 1995 in seiner Barn. Bild: Hauke Strübing Jimmy Driftwood im Mai 1995 in seiner Barn. Bild: Hauke Strübing Cleda Driftwood im Mai 1995. Bild: Hauke Strübing

Und dort in der Scheune ging dann die Post ab: Gespräch im Hinterzimmer, Ehefrau Cleda immer zugegen. Er erzählte mir inzwischen ein zweites Mal, dass er auf dem Höhepunkt des Johnny Horton-Erfolgs in Hamburg war, dort in einem Hotel übernachtete mit Blick auf die Reeperbahn. Das merkte er allerdings erst am anderen Morgen. Und vorher war er in London, wurde von der Queen empfangen, die ihm gnädig die „bloody british“-Zeile im Johnny Horton-Original verzieh. Schließlich gab es ja auch die Ersatzfassung des Liedes, die das britische Radio dann spielte – und für uns bloody Country-Anfänger ging dann die Jagd auf diese bloody 2. Version los! 

Und dann, wieder in Mountain View, geschah das, womit wir nicht rechneten. Vom früheren Besuch wußten wir, dass Jimmy Driftwood selbst nicht mehr auftrat, nicht mehr sang, dass zum Beispiel auch keiner der auftretenden Künstler ein Jimmy Driftwood-Lied singen sollte (warum das so war, erfuhr ich nie). Er sagte nur: Ich singe sie für Euch, nachher. Ich singe die "Battle of New Orleans". Er sang das Lied, und wir waren in der Seele getroffen. 

Jimmy Driftwood (mit Ehefrau Cleda) singt "The Battle Of New Orleans" im Mai 1995. Bild: Hauke Strübing Jimmy Driftwood (mit Ehefrau Cleda) singt "The Battle Of New Orleans" im Mai 1995. Bild: Hauke Strübing

Jimmy Driftwood (mit Ehefrau Cleda) singt "The Battle Of New Orleans" im Mai 1995. Bild: Hauke Strübing Jimmy Driftwood (mit Ehefrau Cleda) singt "The Battle Of New Orleans" im Mai 1995. Bild: Hauke Strübing Jimmy Driftwood (mit Ehefrau Cleda) singt "The Battle Of New Orleans" im Mai 1995. Bild: Hauke Strübing

 Jimmy Driftwood verläßt die Bühne nach seinem Vortrag der "Battle Of New Orleans", Bild: Hauke Strübing Jimmy Driftwood verläßt die Bühne nach seinem Vortrag der "Battle Of New Orleans", Bild: Hauke Strübing

Archiv: Hauke Strübing

Jimmy Driftwood ist am 12. Juli 1998  91jährig in Fayetteville, Arkansas, gestorben. 

Hauke Strübing, am 10. Juli 2003

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